DiTraNo - Die digitale Transformation der Normung
von Fabienne Rothenberg
Juli 14, 2020
DiTraNo • Grafik: DKE
Die digitale Transformation ist als sogenannter Megatrend eine Herausforderung, die zurzeit viele Branchen beschäftigt. Auch die Normung muss sich vermehrt mit dem Thema beschäftigen, wie Technische Regeln digitalisiert und in datenbasierte Prozesse eingebunden werden können. Gemeinsam mit weiteren Unternehmen arbeitet plusmeta im Forschungsprojekt DiTraNo an diesen Fragestellungen.
DiTraNo ist ein vom BMWi gefördetes WIPANO-Projekt, mit dem Ziel der strukturierten Ersetzung, der semantischen Anreicherung und der Standardisierung der Verwaltung sowie der Auswahl technischer Einstellungen. Unter Federführung der DKE forscht das Projektteam seit Anfang diesen Jahres und hat bereits erste Fortschritte erzielen können.
Neben plusmeta sind die Forscher des Fraunhofer IAIS, die Anforderungs-Spezialisten von Qualicen und die Content-Management-Experten von ICMS an der Realisierung beteiligt.
Die Herausforderungen der Zukunft
Auch wenn Studien den Nutzen von Technischen Regeln (z. B. Normen) für die deutsche Wirtschaft klar belegen, sehen sich diese mit neuen und veränderten Ansprüchen konfrontiert. Sowohl die Anforderungen aus Prozessen als auch die Erwartungen der Nutzer, haben sich durch die Digitalisierung stark gewandelt. Produkte und Dienstleistungen sollen schnell und individuell verfügbar sein; Informationen leicht zugänglich und digital abrufbar.
Das in Technischen Regeln niedergeschriebene Wissen muss sich daher in Unternehmensprozesse und Engineering-Systeme schneller und einfacher integrieren lassen. Dieses Knowhow wurde bisher primär durch Mitarbeiter in Prozesse und Systeme übertragen. Das ist sowohl aus wirtschaftlichen Gründen als auch aus Industrie-4.0 und IoT-Sicht heutzutage nicht mehr sinnvoll.
Metadaten für die maschinelle Interpretierbarkeit von Normen
Doch wie werden Normen maschineninterpetierbar? Die Antwort darauf lautet: Metadaten! Metadaten sind einfach ausgedrückt Daten über Daten. Einfache Beispiele dafür sind der Name des Autors, das Erstellungsdatum, die Sprache etc. Allerdings können Sie auch den Inhalt eines Dokuments, eines Absatzes oder eines Satzes beschreiben.
Bei einer Norm können so einem speziellen Abschnitt der Normungsgegenstand (z. B. Geschirrspüler) und das Verbindlichkeitsmerkmal der Anforderung (wie z. B. Muss, Soll, Kann) zugewiesen werden. Die zusätzlichen Metadaten können durch Maschinen interpretiert und genutzt werden, um damit die Normenrecherche zu verbessern oder automatisch Abhängigkeiten zu erkennen und neue Schlüsse zu ziehen.
Erkennung und Zuordnung von Metadaten in Normen • Bild: DKE
Was hat plusmeta und die Technische Kommunikation damit zu tun?
Die Technischen Kommunikation setzt bereits Verfahren und Formate ein, um technische Dokumente digital, austauschbar und maschineninterpretierbar zu machen. So existiert mit iiRDS ein Standard, durch den Inhalte und zugehörige Metadaten einfach ausgetauscht werden können. Gleichzeitig eignen sich die Verfahren der plusmeta-Plattform dazu, Metadaten in Dokumenten automatisch zu erkennen und iiRDS-Pakete zu erstellen.
Im DiTraNo-Projekt wird auch untersucht, ob die auf Technische Dokumentation spezialisierten KI-Verfahren der plusmeta-Plattform auch für andere Textsorten gute Ergebnisse liefern. Technische Regeln und Normen liegen hier als verwandte Inhaltsart nahe, da sie ebenfalls einen strukturierten Aufbau, technischen Content und standardisierte Formulierungen enthalten.
Austauschformat
Als weitere Zielsetzung des Projekts, sollen die mit Metadaten angereicherten Normen-Dokumente system- und organisationsübergreifend ausgetauscht werden können. Ein Beispiel dafür ist die Übertragung in ein Content-Delivery-Portal, um Nutzern einen gezielten Zugriff auf spezifische Inhalte anbieten zu können. Ein weiterer Anwendungsfall ist der strukturierte Austausch von Normeninhalten mit anderen Organisationen (wie z. B. Verlagen).
Mit iiRDS besteht bereits eine erprobte Grundlage für ein Austauschformat von technischen Dokumenten und deren Metadaten. Um das Informations- und Metadatenmodell den Anforderungen von Technischen Regeln anzupassen, wird im Rahmen des DiTraNo-Projekts eine Art iiRDS-Erweiterung für den Normungsbereich entwickelt (eine sog. Domain, wie sie z. B. schon für den Maschinenbau oder die Software-Branche existiert).
Austauschformat • Bild: DKE
Fazit
Das DiTraNo-Projekt zeigt eindrucksvoll, wie bestehende Verfahren auf neue Anwendungsbereiche angepasst und optimiert werden können. Technische Regeln und Technische Dokumentation können als verwandte Textsorten voneinander lernen und profitieren. Der bereichsübergreifende Austausch setzt neue Impulse und fördert die Kooperation.
Im Rahmen des Forschungsprojekt kann plusmeta zeigen, dass die flexible Plattform-Logik auch den Einsatz in Gebieten außerhalb der Technischen Dokumentation zulässt. Durch die Bereitstellung flexibler Schnittstellen und ein iiRDS-basiertes Metadatenmodell können die Inhalte der Normung reibungslos verarbeitet und intelligenter gemacht werden. Angewandte KI ist ein wesentlicher Bestandteil der digitalen Transformation in der Normung.